Die FutterFeli
Wissenschaftliche & unabhängige Futterberatung für Pferde

Pferdefütterung aus wissenschaftlicher Sicht

Speziell im Hinblick auf die Fütterung von Pferden passiert unglaublich viel auf der Basis von Hören-Sagen ("bei Pferd xy hat das super funktioniert"), Angstmacherei ("wenn du Futtermittel xy nicht mind. 3x jährlich fütterst, dann ..."), Sorgen ("ich will doch nur das Beste für mein Pferd") und Tradition ("das habe ich schon immer so gemacht").

Natürlich hat die Futtermittelindustrie da ein leichtes Spiel, ihre Produkte mit schönen Bildern und ergreifenden Texten an den Mann bzw. die Frau zu bringen. 

Aber was ist wissenschaftlich nachgewiesen und was an den Haaren herbei gezogen?

Als studierte Agrarwissenschaftlerin macht es mir unglaublich Spaß, Fachartikel zu lesen und die neuesten Erkenntnisse aus der Wissenschaft mit in die Praxis zu nehmen. 

Damit auch du davon profitieren kannst, werde ich den Blog nach und nach mit wissenschaftlich fundierten Informationen rund um die Pferdefütterung füllen.


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2022-08-29

Getreidefrei als Allheilmittel?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass es genau zwei Lager unter den Pferdebesitzern gibt:
Pro und Contra Getreide.

Während die Pro-Getreide-Fraktion ihren Großpferden rationiert Heu und dafür viel Hafer, Mais und Gerste füttert,
füttert die Contra-Getreide-Fraktion ihren Ponies Heu ad libitum und getreidefreie Müslis.

Aber weder das eine noch das andere ist unbedingt zielführend.

Warum?

Jedes Pferd braucht ausreichend Rohfaser (Heu, Stroh)
- für eine gute Verdauung, zur Energiegewinnung und um satt zu werden.
Mindestens 1,5 kg/100 kg Körpermasse und Tag.
Wird diese Mindestmenge unterschritten, äußert sich das über kurz oder lang in Form von Koliken, Magen- und Verdauungsproblemen.

Dasselbe passiert auch bei einem übertriebenen Einsatz von Getreide.
Schon Mengen ab 1 g Stärke/kg Körpermasse und Mahlzeit (das entspricht bei einem 500 kg Pferd: 500 g Stärke = ~ 1 kg Hafer oder 0,8 kg Mais) können zu Schädigungen der Magenschleimhaut führen. Frisst ein Pferd über 2 g Stärke/kg Körpermasse und Mahlzeit (das entspricht bei einem 500 kg Pferd: 1.000 g Stärke = ~ 2 kg Hafer oder 1,6 kg Mais), sind Fermentationsstörungen im Dickdarmbereich vorprogrammiert.

Ist Heu ad libitum und getreidefrei dann die bessere Variante?

JEIN. Es kommt drauf an:
Auf das Heu (Energie), das Pferd (Rasse, Größe, Alter, Gewicht), seinen Gesundheitszustand, die Haltung (Box/Offenstall), die Bewegung (Intensität und Dauer) und und und …

Wenn Heu ad libitum ohnehin schon zu einer täglichen Überversorgung mit Energie führt, ist fraglich, ob überhaupt noch zusätzliche Energie benötigt wird.
Wenn Heu ad libitum den benötigten Energiebedarf nicht deckt, muss zugefüttert werden.
In welcher Form - mit oder ohne Getreide - ist dann erst mal zweitrangig.

Zweitrangig, aber trotzdem zu beachten!

Es gibt nämlich tatsächlich Fälle, in denen möglichst komplett auf Getreide verzichtet werden sollte:
- generell bei Übergewicht und Adipositas, Hufrehe, Insulindysregulationen
- bei Stoffwechselerkrankungen, wie EMS und adipösen PPID/Cushing-Patienten
- bei Belastungsmyopathien, wie PSSM und RER
- bei Magengeschwüren
- und bei tatsächlichen Getreide-Unverträglichkeiten selbstverständlich auch!

Die Frage ist also:
- Welchen Energiebedarf hat dein Pferd?
- Braucht dein Pferd zusätzlich zum Raufutter weitere Energie?
- Leidet dein Pferd unter einer Erkrankung oder Unverträglichkeit?
- Welches Ziel verfolgst du mit der getreidefreien Fütterung?
- Ist tatsächlich das Getreide das Problem oder die Menge?

Admin - 19:04:05 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen

 
 
 
 
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