Die FutterFeli
Wissenschaftliche & unabhängige Futterberatung für Pferde

Pferdefütterung aus wissenschaftlicher Sicht

Speziell im Hinblick auf die Fütterung von Pferden passiert unglaublich viel auf der Basis von Hören-Sagen ("bei Pferd xy hat das super funktioniert"), Angstmacherei ("wenn du Futtermittel xy nicht mind. 3x jährlich fütterst, dann ..."), Sorgen ("ich will doch nur das Beste für mein Pferd") und Tradition ("das habe ich schon immer so gemacht").

Natürlich hat die Futtermittelindustrie da ein leichtes Spiel, ihre Produkte mit schönen Bildern und ergreifenden Texten an den Mann bzw. die Frau zu bringen. 

Aber was ist wissenschaftlich nachgewiesen und was an den Haaren herbei gezogen?

Als studierte Agrarwissenschaftlerin macht es mir unglaublich Spaß, Fachartikel zu lesen und die neuesten Erkenntnisse aus der Wissenschaft mit in die Praxis zu nehmen. 

Damit auch du davon profitieren kannst, werde ich den Blog nach und nach mit wissenschaftlich fundierten Informationen rund um die Pferdefütterung füllen.


Neueste 3 Einträge

  • Mineralfutter + Einzelsupplement + Müsli = Intoxikation?
  • Das Blutbild als Spiegel der Mineralstoffversorgung?
  • Getreidefrei als Allheilmittel?

2022-08-29

Das Blutbild als Spiegel der Mineralstoffversorgung?

Oft hört man, dass man anhand des Blutbilds ein passendes Mineralfutter suchen kann.

Oder auch, dass man anhand des Blutbilds sehen kann, ob die Mineralstoffversorgung über das Futter passt.

Stimmt das tatsächlich?
Inwiefern lassen sich aus dem Blutbild konkrete Rückschlüsse auf die Fütterung ziehen?

Eine aktuelle Studie kommt zu folgenden Ergebnissen:

Kupfer (Cu) 
- zwischen der Cu-Aufnahme über das Futter und dem Cu-Gehalt im Blut besteht kein eindeutiger Zusammenhang
- der Cu-Gehalt im Blut ist altersabhängig (Fohlen haben in den ersten Lebenswochen sehr geringe Cu-Gehalte)
- der Cu-Gehalt in der Leber ist abhängig von der Cu-Aufnahme
- der Cu-Gehalt der Stutenmilch kann durch Fütterung nicht positiv beeinflusst werden und deckt den Bedarf des Fohlens nicht ab

➡ Da Cu in der Leber gespeichert wird, liegt die Vermutung nahe, dass im Blutbild nur große und langfristige (über Monate) Unter- oder Überversorgungen mit Cu sichtbar sind

Zink (Zn)
- Gesunde Pferde in Weidehaltung haben i.d.R. niedrigere Zn-Gehalte im Blut als Pferde in Stallhaltung
- Erkrankungen (z.B. Sommerekzem, Infektionen) führen zu erniedrigten Zn-Gehalten im Blut
- die zugefütterte Zn-Verbindung beeinflusst den Zn-Spiegel im Blut (vermutlich bessere Absorption von Zn-Sulfat, -Chelat- und -Laktat ggü. Zn-Oxid)
- evtl. besteht ein Antagonismus mit anderen Mengen- und Spurenelementen, wie z.B. Calcium (beim Pferd noch ungeklärt)

➡ empfohlen wird eine Rationsberechnung, um die absolute Höhe der zugesetzten Zn-Verbindungen zu überprüfen
➡ evtl. Antagonisten berücksichtigen
➡ Haltung und Gesundheitszustand beachten

Selen (Se)
- der Se-Gehalt im Blut ist abhängig von der Se-Aufnahme und wird innerhalb weniger Tage widergespiegelt
- altersabhängiger Effekt: der Se-Gehalt im Blut ist bei Fohlen geringer
- Se reichert sich bei einer chronischen Se-Intoxikation in Hufhorn und Haaren an

Die Se-Konzentration im Blut eignet sich zur Beurteilung der aktuellen Se-Versorgung:
- Aufnahme aus Ergänzungs- und Mineralfuttermitteln mit Se-Konzentration im Blut abgleichen
- ggf. Mähnenhaar und Hufhorn untersuchen lassen

Mangan (Mn)
- Zusammenhang zwischen Mn-Fütterung und -Gehalt im Blut bisher kaum untersucht
- bisher konnte kein Zusammenhang zwischen einer Mn-Supplementierung und dem Mn-Gehalt im Blut bzw. in der Stutenmilch nachgewiesen werden
- Mn-Gehalt im Vollblut ist ca. 10-fach höher als im Serum (Mn zellulär in Erythrozyten gebunden)

➡Mn-Aufnahme wird nicht im Serum widergespiegelt
➡Gras, Heu, Heulage sind i.d.R. Mn-reich, sodass unter Praxisbedingungen kein Mn-Mangel zu erwarten ist
➡evtl. unzureichende Mn-Zufuhr bei Saugfohlen

Eisen (Fe)
- in der Zelle wird Fe in Form von Ferritin gespeichert (v.a. in der Leber)
- im Blut ist Fe an Transferrin gebunden
- chronische (nicht-)inflammatorische Erkrankungen können zu einer funktionellen mangelhaften Fe-Verfügbarkeit führen

➡Raufutter ist i.d.R. Fe-reich, sodass unter Praxisbedingungen kein Fe-Mangel zu erwarten ist
➡zur Beurteilung der Fe-Versorgung sollte das Transferritin und der Fe-Gehalt im Serum bestimmt werden, um daraus die Transferritinsättigung abzuleiten
➡nur den Fe-Gehalt im Serum zu bestimmen, ist nicht aussagekräftig

Jod (J)
- es liegen nur wenige Untersuchungen vor
- der Jod-Gehalt im Harn ist abhängig von der Jod-Zufuhr
- Jod muss i.d.R. supplementiert werden
- Rationsüberprüfung zur Abklärung der Jod-Versorgung

Fazit
Fakt ist, dass Blut ein Transport- und kein Speichermedium ist!
Die Mineralstoffe werden immer zunächst dorthin transportiert, wo lebenswichtige Funktionen aufrecht erhalten werden müssen. Es handelt sich also um eine Momentaufnahme.

Im Zusammenhang mit einer Rationsanalyse und dem klinischen Bild kann ein Blutbild aber durchaus Sinn machen!
- der Se-Gehalt im Blut spiegelt die Se-Aufnahme wider
- die Versorgung mit allen anderen Spurenelementen ist nicht aussagekräftig
- es empfiehlt sich eine Rationsüberprüfung, um die Versorgung mit Mengen- und Spurenelementen zu ermitteln
- fehlende Spurenelemente sollten gezielt über das Mineralfutter zugeführt werden

Lässt sich ein Mineralstoffmangel im Blut nicht durch die Ration erklären, können Resorptionsstörungen (Magen-, Leberprobleme) oder auch Verdrängungsreaktionen durch andere Mineralstoffe die Ursache sein.
Organspezifische Werte (Leber, Niere) liefern außerdem wichtige Hinweise für die Rationserstellung. Bei Bedarf können so Probleme mithilfe der Fütterung gezielt unterstützt werden.

Quelle: 
Vervuert, I. (2021): Wie gut reflektieren Spurenelemente im Serum die entsprechende Versorgung beim Pferd? Pferdespiegel 2021; 24; S. 113-118.

Admin - 19:30:37 | Kommentar hinzufügen

 
 
 
 
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